Birgit & Werner Assel

Die Identitätsorientierte Traumatheorie und Therapie (IoPT) als Ressource für Paarbeziehungen

Eine gelingende Paarbeziehung gehört zu den größten Herausforderungen des menschlichen Zusammenlebens. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine klassische Mann-Frau-Beziehung oder eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft handelt.

Verliebtheit bildet oft den ersten Schritt in eine Paarbeziehung. Dieses intensive Gefühl wirkt wie ein innerer Funke, der aufleuchtet und uns tief berührt. Es ist ein Geschenk, das uns für eine Weile aus dem Alltag herausholt und uns mit Lebendigkeit erfüllt. Doch die „rosarote Brille“ verschleiert häufig den klaren Blick: Wir sehen unser Gegenüber durch den Filter von Begierde und Leidenschaft, ohne all seine Facetten zu erkennen. Nicht ohne Grund heißt es: „Liebe macht blind.“ Gleichzeitig kann diese Phase auch Unsicherheiten und Ängste hervorrufen, etwa durch aufkommende Eifersucht, die Angst vor Zurückweisung oder Verlustängste.

Echte Liebe jedoch geht weit über die Verliebtheit hinaus. Sie ist mehr als ein flüchtiger Rausch, der oft Ernüchterung hinterlässt. Es ist wahrscheinlich, dass wir uns in Menschen verlieben, die ähnliche Verletzungen oder Bindungsmuster in sich tragen wie wir selbst. Diese Dynamik ist weder gut noch schlecht, sondern vielmehr eine Einladung, uns bewusst mit diesen Mustern auseinanderzusetzen. Tun wir dies nicht, laufen wir Gefahr, in wiederholende Verhaltensweisen zu geraten. Mit Offenheit und Bewusstsein jedoch bietet sich die Chance, aus dieser Dynamik heraus tiefe Heilungsprozesse und persönliche Weiterentwicklung zu erfahren – selbst dann, wenn der Weg in eine Trennung führt.

Die Identitätsorientierte Traumatheorie und Therapie (IoPT) kann in diesem Prozess eine wertvolle Unterstützung bieten. Sie hilft uns, die Intensität der Verliebtheit zu genießen, ohne uns in Illusionen oder Projektionen zu verlieren. Gleichzeitig legt sie den Grundstein für eine Liebe, die auf Vertrauen, Respekt, Verständnis und authentischer Verbindung basiert.

Unsere persönliche Erfahrung
Werner und ich blicken auf über 30 Jahre gemeinsames Leben und 26 Jahre Ehe zurück. Unsere Beziehung war, wie jede Partnerschaft, geprägt von Höhen und Tiefen. Bereits in der Verliebtheitsphase entschieden wir uns, eine Paartherapie zu beginnen, da uns bewusst war, dass wir nicht in eine „Wiederholungsschleife“ geraten wollten. Diese Entscheidung half uns, die Dynamiken in unserer Beziehung frühzeitig zu reflektieren und immer wieder neue Wege des Miteinanders und Verständnisses zu finden.

Mit unserem Vortrag möchten wir nicht nur unsere persönlichen Erfahrungen teilen, sondern auch den Blick auf Paarbeziehungen aus der Perspektive der traumatherapeutischen Arbeit richten. IoPT bietet die Möglichkeit, die Schatten der Vergangenheit zu erkennen und die Freiheit zu gewinnen, sich wirklich und authentisch miteinander zu verbinden.

Birgit Assel, geb. 1960, Mutter von einem Sohn und einer Tochter, inzwischen vierfache Großmutter. Sozialpädagogin und Traumatherapeutin, Mitautorin in dem Herausgeberband von Franz Ruppert „Frühes Trauma“, seit 1998 in eigner Praxis tätig, seit 2006 mit dem Schwerpunkt Traumatherapie nach der, von Franz Ruppert entwickelten Methode IoPT, seit 2009 Anbieterin von Weiterbildungen, Aufbaukursen und Supervisionen.
Seit 2017 Autorin des Online-Magazins Manova – ehemals Rubikon.
Birgit Assel igtv.de

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