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Ein neues MIT-EIN-ANDER in der Pädagogik
Katrin, Angela, Uta

Ein neues MIT-EIN-ANDER in der Pädagogik

Workshop & Austausch

Die Folgen unserer leistungsorientierten, hektischen Lebensweise und der Corona-Zeit zeigen sich an der deutlich erhöhten psychischen Belastung unserer jungen Menschen: Entwicklungsverzögerungen, emotionale, psychosomatische und soziale „Auffälligkeiten“, Schulabsentismus, sogenannte „Anpassungsstörungen“…

Die Überforderung und Ohnmacht der Pädagogen angesichts dieser Lage führt dazu, durch immer mehr Regeln und Druck auf Eltern und ihre Kinder, die Situation irgendwie „in den Griff“ bekommen zu wollen.
Das emotionale Befinden und die ganz natürlichen Bedürfnisse unserer Jüngsten und Jugendlichen werden dabei wieder nicht, bzw. nicht ausreichend wahrgenommen und berücksichtigt.
Auch das Kind, das wir alle selbst einmal waren, musste sich an die Welt der Erwachsenen anpassen. Die dabei erlebten Gefühle wie Wut, Schmerz und Trauer wurden unbewusst unterdrückt und abgespalten.

Wie kann es uns gelingen, diesen Kreislauf zu beenden und ein authentisches Miteinander mit den jungen Menschen wieder sanft in Fluss und in ruhige Gewässer zu bringen: wohlwollend, schützend, friedlich, traumabewusst und traumasensibel – in Bezug auf die Jüngeren und auf uns selbst?

Diese Frage werden wir in unserem gemeinsamen Workshop unter Berücksichtigung verschiedener Blickwinkel beantworten.

Wir freuen uns auf Euch!

Katrin Busch, Angela Streffing, Uta Freund

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Katrin Busch

Ich bin Mutter eines 16-jährigen Sohnes und arbeite seit 20 Jahren als selbständige Rechtsanwältin in Hamburg mit dem Schwerpunkt Vertragsgestaltung und -beratung und seit Mitte 2022 in eigener traumatherapeutischer Praxis. Als Mutter eines Schülers habe ich eine Selbsthilfegruppe gegründet, in der wir ein Netzwerk aus Eltern bilden, deren Kinder in der Schule nicht „funktionieren“ und denen es – auch dadurch – nicht gut geht. Mit dem IoPT-Blick versuche ich auch hier, Eltern und Schule für ein neues Mit-ein-ander zu sensibilisieren.

Als ich noch in die Schule ging, dachte ich, Schule wird anders sein, wenn ich mal Kinder habe. Mit Entsetzen wurde mir bald nach der Einschulung meines Sohnes klar, dass sich so gut wie nichts geändert hatte. Der leistungsorientierte, meist destruktive und lieblose Umgang mit den jungen Menschen ließ mich oft fassungslos zurück. „Funktioniert“ ein junger Mensch nicht in der Schule – aus welchem Grund auch immer – wird er erst mittels schlechter Benotung herabgewürdigt. Bessert sich nichts, werden Diagnosen gestellt und dann Medikamente verordnet, um junge Menschen in die Anpassung zu zwingen. Es gilt also: „Pass Dich an!“ oder „Du wirst behandelt!“ Die jungen Menschen sind dem Dilemma ausgesetzt dazugehören, in Gemeinschaft sein und als gut und richtig angenommen sein zu wollen. Trotzdem schaffen es zunehmend mehr junge Menschen zeitweise nicht mehr, in die Schule zu gehen. Es ist wichtig, dieses Dilemma einerseits und den Anpassungszwang andererseits, der zu Abspaltung und Entfremdung von sich selbst, zu Gewalt und zum Unglück unserer jungen Menschen führt, sichtbar zu machen, um Veränderung zu ermöglichen.

Angela Streffing

Ich bin Mutter von zwei erwachsenen Töchtern und verheiratet.
Beruflich führte mein Weg über die folgenden Stationen: Dipl.Sonderpädagogin, HP für Psychotherapie, Weiterbildungen in systemischer Therapie und Beratung, Traumapädagogik und Traumatherapie (ioPT), sowie eine 20jährige Tätigkeit in pädagogischen und therapeutischen Berufsfeldern.

Aktuell arbeite ich in eigener traumatherapeutischer Praxis und mobiler Praxis für heilpädagogische Frühförderung (mit Schwerpunkt Trauma) in Betheln an der Leine.

Die zunehmende Schwere und Häufigkeit kindlicher Belastungen, denen ich in meiner heilpädagogischen Arbeit begegne, werden im Umfeld meist als „Auffälligkeiten“ oder „Störungen“, diagnostiziert.
Kinder treffen in der Kita auf Pädagogen, die mit dieser Problemlage in ihren Gruppen überfordert sind und die zusätzlich oft räumlich eingeschränkt und unterbesetzt arbeiten müssen.
„Auffällige“ Kinder werden weiterverwiesen an integrative Einrichtungen, an Fachleute, in die Diagnostik und Therapie. Den Eltern werden Hausaufgaben auferlegt, die sie zuhause mit den Kindern nach einem 8-Stunden-Tag (die Eltern bei der Arbeit, die Kinder in der Kita) erledigen sollen…

Es gibt viele Gründe, warum die Situation und die Systeme, in denen wir leben, für uns alle problematisch sind. Der Druck von oben landet letztendlich immer auf den Schultern der Jüngsten unserer Gesellschaft und es braucht die Erwachsenen, die hinsehen, sich die Ursachen bewusst machen und Wege für Ein neues MIT-EIN-ANDER in der Pädagogik finden.

Uta Freund

Ich bin verheiratet, Mutter von zwei Söhnen (16 und 21 Jahre) und arbeite seit fast 30 Jahren im Bildungssystem – zunächst 20 Jahre als Lehrerin in der allgemeinen und beruflichen Bildung, später als Beraterin für Schule und Unterricht. Seit Mitte 2022 arbeite ich in eigener Praxis als IoPT-Traumatherapeutin. Außerdem biete ich Fortbildungen für Schulen zum Thema Trauma an.

Als mein erster Sohn eingeschult wurde, war ich erschrocken über die pädagogischen Maßnahmen und erkannte, dass sich kaum etwas verändert hatte im Vergleich zu meiner eigenen Schulzeit, die mehr als 30 Jahre zurücklag. Und so umfangreich und laut die Kritik am deutschen Bildungssystem gerade heutzutage in Zeiten des Lehrermangels und Stundenausfalls auch wird: das Gesamtkonzept Schule wird nach wie vor kaum bis gar nicht hinterfragt. „Da muss man durch, mussten wir alle.“, hören Kinder von den Erwachsenen.
Wenn wir uns aber einen Blick aus der Perspektive des Kindes auf den Schulalltag gestatten, können wir erkennen, dass er dauerhaften Stress für junge Menschen bedeutet. Lernen erfolgt in festgelegten Themen und Zeitintervallen, die wir Unterrichtsstunden nennen. Leistungsüberprüfungen, Noten und immer häufiger auch Lernstandserhebungen gehören zum normalen Alltag. In dieser Form machen wir das mit keinem Erwachsenen in unserer Gesellschaft. Den Jüngsten aber, den vulnerabelsten Menschen unter uns, muten wir diese tägliche Bewertung zu, glauben sogar, dass es die Kinder selbst sind, die sich Noten wünschen. Und so machen wir aus neugierigen kleinen Forschern angepasste Menschen, die vor allem eines lernen: zu funktionieren. Wer nicht funktioniert, wird diagnostiziert. Die Palette der „Diagnoseangebote“ wird immer länger und erfolgt immer schneller.

Den Umgang mit unseren Kindern und Jugendlichen gesund zu gestalten, ist mir schon seit Jahren ein Bedürfnis. Eine mögliche Antwort hierauf habe ich bei der IoPT gefunden. Denn wir alle – aber vor allem unsere jungen Menschen – brauchen gesunde Beziehungen, um gut lernen und leben zu können. Dieses Beziehungsangebot muss von den Erwachsenen kommen und sollte auch im Kontext Schule nicht an Bedingungen geknüpft sein.